Vorbereitung: 15 Minuten
Zubereitung: 60 Minuten
Portionen: 4
Gruss aus der Küche
Eine mit sehr positiven Gefühlen besetzte frühe Kindheitserinnerung von mir ist die Landung mit dem Flugzeug in Athen: die Tür des Fliegers öffnet sich und einem schlug eine Aromamischung entgegen die es in sich hatte. Aufgrund der Lage des alten Airports („Ellinikon“ hieß er) direkt am Meer konnte man zuerst das Salz in der Luft schmecken, ich bilde mir jedoch ganz fest ein Oregano und Thymian waren an zweiter und dritter Stelle. Das Kerosin gab dem ganzen dann noch „das gewisse etwas“ und den Suchfaktor, in jedem Fall waren die Sinnesorgane nach rund zwei Stunden im Flugzeug dermaßen auf Entzug, dass dieser Aromacocktail zu einer Explosion im Kopf führte.
Das hier vorgestellte Rezept hat Oregano zum Helden, ein unterschätztes Gewürz das meist im Schatten seines großen Bruders, dem Thymian, steht (mit dem es aber wenig gemein hat). Gepaart mit einem qualitativ hervorragenden Huhn und ebenso guten Kartoffeln wird es zu einem ungemein einfachen und befriedigenden Gericht, das mit ein paar Handgriffen fertig ist und durch das Auskochen der Hühnerkarkasse ein Bonus-Feature bietet. Und wer nach einer Stunde die Ofentür öffnet, dessen Nase eröffnet sich eine Aromabombe die zwar kein Kerosin inkludiert, aber doch recht nahe dran ist an dieser Kindheitserinnerung…
Insider Tipps
- Es gibt nur zwei Hauptzutaten was deren Qualität umso wichtiger macht: investiere in ein richtig gutes Huhn (findet man leider nicht im Supermarkt sondern beim Fleischer seines Vertrauens, Tipp siehe unten) und aromatische Kartoffel (ebenso nur schwer im Supermarkt zu bekommen). Wer hier ein bisschen Mühen auf sich nimmt wird im Nachgang auf voller Linie belohnt
- Durch das Aufklappen des Huhns mittels Durchtrennung der Brust (im englischen nennt man diese Technik „Butterfly“) beschleunigt man die Zubereitungszeit und erhält ein gleichmäßig gegartes Huhn
- Wie war das nochmal mit der Qualität der Zutaten? Richtig, hier darf gerade wenn es so wenige sind nicht gegeizt oder geschummelt werden! Ich habe leider nur schlechte Erfahrungen mit getrocknetem Oregano aus dem Supermarkt gemacht, auch hier empfiehlt es sich beim nächsten Südeuropa Urlaub großzügig was in die Tasche zu packen oder beim Spezialitätenhändler des Vertrauens zuzuschlagen
- „Nose to tail“ heißt ein Trend aus der Bobo-Küche der jedoch sehr viel Sinn macht: wenn schon dieses Huhn sein Leben lassen musste um uns ein köstliches Abendmahl zu bescheren dann haben wir ihm den Respekt zu erweisen auch wirklich alles davon zu essen. Unten findet ihr eine Anleitung wie man aus der Hühnerkarkasse einen Fonds kocht, was ich euch wirklich schwer ans Herz lege!
Zutaten (für 4 Personen)
- 1kg qualitativ hochwertiges Huhn im Ganzen (am besten Bio!)
- 1,5 kg qualitativ hochwertige Kartoffel
- 4 EL griechisches Meersalz
- 50ml griechisches Olivenöl
- 1 EL Pfeffer (bevorzugt weißer)
- 5 Cherrytomaten
- 4 Zehen Knoblauch
- Halbe Zitrone
- 1 Hand voll richtig gutem, getrockneten Oregano
- Hühnerkarkasse
- 2 Karotten, gewürfelt
- 1 Zwiebel, halbiert inkl. Schalen
- 1,5 Liter Wasser
- 3 EL Salz
- 1 EL Pfefferkörner
- 1 TL Koriandersamen
Rezept
- Das Backrohr auf Ober/Unterhitze 210 Grad Celsius vorheizen, Rost auf dem unteren Drittel einschieben
- Die Kartoffel schälen, waschen und Vierteln (gerne auch kleiner teilen wenn sie zu groß sind). Jetzt in eine Kasserole damit, den Großteil des Olivenöls, 2 EL Salz, die Hälfte des Pfeffers und des Oregano darunter mischen – ab ins Rohr damit
- Wir widmen uns dem Huhn: mit einem Messer oder Geflügelschere die Brust mittig durchtrennen, Huhn aufklappen und flach drücken. Das übrige Olivenöl nun über dem Huhn beidseitig verteilen und die restlichen Gewürze (Salz, Pfeffer, Oregano) ebenso beidseitig auftragen (etwas mehr Salz für die Haut verwenden, damit diese schön knusprig wird)
- 10 Minuten nachdem wir die Kartoffel ins Rohr geschoben haben holen wir die Kasserole wieder heraus und legen nun das Huhn mit der Innenseite (also der ohne Haut) unten auf die Kartoffel (hier habe ich immer Bon Jovis „i want to laaaay you down in a bed of roses“ im Kopf und ich hasse Bon Jovi…wirklich hinterfragenswert), zurück ins Rohr damit
- Wir nutzen die Zeit um die Tomaten zu halbieren sowie den Knoblauch zu schälen und ebenfalls zu halbieren
- 20 Minuten nachdem wir das Huhn ins Rohr geschoben haben nehmen wir dieses von den Kartoffeln, gesellen die Tomaten und den Knoblauch zu den Kartoffeln, pressen die Zitrone darüber aus und mischen alles ordentlich durch – nun das das Huhn mit der Haut Seite oben wieder auf den Kartoffeln zur Ruhe kommen lassen, wieder zurück ins Rohr damit für die letzten 30 Minuten
- Wer möchte und mit der Bräunung des Huhns nicht zufrieden ist gibt ihm wie wir in Wien sagen „die Sunn“, dreht also den Obergrill nochmal für 5 Minuten volles Rohr (höhö) auf
- Zum servieren empfehle ich das Huhn von den Kartoffeln zu heben und zu tranchieren (schaut euch die Anleitung des großartigen Thomas Keller hier an: Huhn tranchieren), damit bleibt mit Haut schön knusprig und jeder kann sein Lieblingsteil aussuchen
- Bonus Feature – für die Suppe: Die Karkasse kommt zusammen mit den Karotten, der Zwiebel (mit Schale drauf!), Lorbeerblatt, Pfefferkörnern und Koriandersamen sowie dem Salz in einen Druckkochtopf. Mit dem Wasser auffüllen und für eine Stunde unter Druck auskochen – ergibt eine wunderbare Hühnersuppe.
Quellen/Links:
Huhn tranchieren mit dem großartigen Thomas Keller („French Laundry“)
Meiner Meinung nach das beste Huhn Wiens: Fleischerei Hödl
Disclaimer: sämtliche Produktempfehlungen basieren einzig auf meiner persönlichen Erfahrung. Es gibt weder eine monetäre noch sonst eine Unterstützung durch die hier erwähnten Produkte oder Händler.
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